„Die Natur führt uns ein Feuerwerk vor, wie es sich die kühnste Phantasie nicht herrlicher zu denken vermag. Keine Farbe und kein Pinsel vermögen es zu malen, keine Worte vermögen es in seiner ganzen Großartigkeit zu schildern.“  Polarforscher Carl Weyprecht

Nicht nur, weil ich im Juli geboren bin, würde ich mich als Sommerkind bezeichnen. Ich liebe das Meer, mag es gerne sonnig und warm und fahre spätestens ab Oktober nur noch mit Sitzheizung. Trotzdem würde ich sofort in ein Flugzeug steigen, welches mich in die Polarregion fliegt. Einmal die Nordlichter Live und in Farbe sehen, dieses faszinierende und spektakuläre Naturschauspiel miterleben zu können, wäre wirklich großartig! Nordlichter sind unberechenbar und dadurch sehr geheimnisvoll und auch ein bisschen unheimlich.

Technisch betrachtet sind Nordlichter das ganze Jahr über präsent, doch im Sommer wird es nicht dunkel genug um sie sehen zu können. Im arktischen Winter von Ende September bis etwa Ende März ist der Polarhimmel dunkel genug, um seine Magie zu zeigen. Nordlichter sind allerdings, wie das Wetter auch, ein natürliches Phänomen, es gibt also keine 100% Garantie, wann man das Spektakel bewundern kann. Idealerweise plant man einen mehrtägigen Aufenthalt ein.

Das Wechselspiel zwischen Sonne und Erde, ist vereinfacht gesagt, für die Entstehung von Polarlichtern verantwortlich. Das Schauspiel entsteht, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwinds auf Sauerstoff- und Stickstoffatome in den oberen Schichten der Erdatmosphäre treffen und diese ionisieren. Die Farben und Formen der Nordlichter sind dabei sehr vielfältig und von der Luft und den Sonnenwinden abhängig. Grüne Polarlichter werden üblicherweise durch den Sauerstoff in einer Höhe von ca. 80 – 150 km hervorgerufen, rote und blaue Farben entstehen durch Stickstoffatome in einer Höhe von 150 – 600 km. Aus Rot, Grün und Blau entstehen dann Mischfarben wie Violett, Weiß und manchmal auch Gelb. Das menschliche Auge nimmt Farben bei geringer Intensität des Lichts übrigens nur begrenzt war, die Farbwahrnehmung von Polarlichtern ist daher unterschiedlich und bei jedem anders, was ich ja besonders spannend finde.

Doch wo kann man diese Lichtershow in seiner grün-gelb-roten Farbenpracht am besten sehen? Aurora Borealis, so der wissenschaftliche Name, sieht man in der Polarregion, in einem Radius von 2.500 km um die magnetischen Pole herum. Je weiter nördlich man also fährt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit sie zu sehen. Über dem Polarkreis (66°33’N) kann man am besten auf Nordlichtjagd gehen.

  • Island

Island gilt als das Land mit den meisten Polarnächten Europas. Polarlichter sieht man in bis zu 200km Entfernung, man kann das Himmelsspiel daher von überall her beobachten. Ein besonders beliebtes Ziel ist der Thingvellir-Nationalpark außerhalb der Hauptstadt Reykjavik.

  • Nord-Norwegen

Tromsø mit seiner berühmten Eismeerkathedrale ist ein sehr guter Ausgangspunkt. Das Kjell Hendriksen Observatorium in Spitzbergen veröffentlich sogar Nordlichtprognosen. In Spitzbergen, mitten im arktischen Ozean, herrschen perfekte Bedingungen um die nächtliche Farbpalette bewundern zu können. Im November kann man in Nord-Norwegen übrigens auch Buckelwale antreffen. Warum also nicht tagsüber eine Walsafari machen und nachts auf Nordlichtjagd gehen?

  • Finnland

In Nordlappland ist etwa in jeder zweiten Nacht der Himmel so klar, dass man die flammende Farberscheinung im Himmel verfolgen kann. Im Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi trifft man erst den Weihnachtsmann und überquert später dann den magischen nördlichen Polarkreis. Übernachte in einem Glas Igloo übernachten und genieße eine 360° Aussicht. Das dürfte auch die wärmste Variante der Nordlichtschau sein. 😊

  • Schweden

In Schweden heißen die Nordlichter „Norrsken“ und können am Besten in Kiruna oder Lulea gesehen werden. Wer das Abenteuer mag, kann im Eishotel übernachten und mit dem Schneemobil in die Natur rausfahren um ungestört nach Polarlichtern zu suchen. Keine Sorge, dank Spezialschlafsäcken muss im Eishotel keiner frieren.

  • Grönland

Mit etwa 300 klaren Nächten im Jahr ist Kangerlussuag der ideale Ort, um die tanzenden Lichter zu beobachten. Praktischerweise befindet sich hier auch der internationale Flughafen. Alternativ kann man mit dem Hundeschlitten zur UNESCO Weltnaturerbstätte Ilulissat-Eisfjord fahren und mit ein bisschen Glück Fotos schießen, auf denen Eisberge, Schlittenhunde und Nordlichter gleichzeitig drauf sind. Möchte man da nicht direkt die Koffer packen? Ach was, das geht auch ohne Koffer… 😊

  • Kanada

Kanada, das zweitgrößte Land der Erde, bietet meilenweite unbewohnte, abgelegene Wildnis und eine äußerst geringe Lichtverschmutzung – beste Bedingungen also, um die Nordlichter zu sehen. Yellowknife, in der kanadischen Provinz Northwest Territories, wird oft als „Hauptstadt der Polarlichter“ bezeichnet. In den Territories sind die Polarlichter an 240 Tagen im Jahr zu sehen. Vor den Toren der Stadt kann man in beheizten Tipis übernachten, auf einem zugefrorenen See Schlittschuh laufen und mit dem Hundeschlitten zum nächtlichen Spektakel fahren. Wer neben Nordlichtern auch noch Polarbären und Belugawale in freier Wildbahn sehen möchte, sollte das knapp 900 Einwohner zählende Örtchen Churchill in Manitoba ansteuern. Churchill nennt sich auch „Polar Bear Capital of the World“

  • Alaska

Im größten Bundesstaat der USA wird die nächtliche Lichtshow „northern lights“ genannt. Auch hier kann man natürlich mit dem Schneemobil oder mit den Hundeschlitten auf die Lichterjagd gehen. Eine Fahrt mit dem Winter Snow Train durch Alaskas Winterlandschaft ist eine ausgefallene und wunderschöne Alternative.

  • Irland

Die Grafschaft Donegal ganz im Norden von Irland ist ein Geheimtip unter Aurorajägern. Die Küste entlang findet man sogar ausgewiesene Sternenparks. Von hier bieten sich einem wirklich atemberaubende Aussichten auf den Himmel mit Nordlichtern.

  • schottischen Shetlandinseln

Schottland stand zugegebenermaßen überhaupt nicht auf meiner Nordlichter-Liste. Dabei befinden sich die im Nordatlantik liegenden Shettland Inseln auf demselben Breitengrad wie Kamchatka in Russland und der Insel Nunivak in Alaska. Auch die Isle of Skye liegt auf derselben Höhe wie Alaska. Beste Voraussetzungen also, um die Himmelsshow beobachten zu können. Die Schotten nennen die Polarlichter übrigens „Mirrie Dancer“.

Ihr seht, es gibt zahlreiche Orte, an denen man die Aurora Borealis bewundern kann. Ob kürzere oder längere Anreise, kleinerer oder größerer Sparstrumpf, es ist für jeden etwas dabei. Ich überlege mir jetzt auch mal, wohin ich als nächstes reisen werde.

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