Australien stand schon seit ich denken kann auf meiner Travel Bucket List. Das Land am anderen Ende der Welt strahlt einfach eine unglaubliche Faszination aus. Dimensionen, die man sich nicht mal ansatzweise vorstellen kann. Leider hatten wir nur 3 Wochen Zeit um Land und Leute kennenzulernen und wollten natürlich so viel als möglich sehen, ohne groß in Stress zu geraten. Zugegeben, bei der Vielzahl an Möglichkeiten ist das nahezu unmöglich!

Das Great Barrier Reef durfte jedoch auf gar keinen Fall fehlen. Wer möchte nicht einmal mit Nemo & Co schnorcheln oder tauchen?  Im Zuge meiner Recherchen bin ich über Whitehaven Beach gestolpert, einen der weißesten Strände der Welt, der auf den Whitsunday Islands beheimatet ist.  Ausgangspunkt zu den traumhaften Inseln ist übrigens der kleine Küstenort Airlie Beach in Queensland. Ob besagter Strand tatsächlich der weißeste Strand ist, kann ich leider nicht sagen, wir hatten uns für ein anderes Abenteuer entschieden, das ebenfalls seinen Ausgangspunkt in Airlie Beach hat: Reef Sleep at Hardy Reef.

Diese „once in a lifetime opportunity to sleep under the stars“ mussten wir einfach ergreifen! Gesagt, gebucht! Obwohl wir keine großartige Vorstellung davon hatten, was uns erwarten würde. Am Abend vor der Abfahrt saßen wir auf dem Balkon unseres Hotels in Airlie Beach, hörten den Wind pfeiffen, das Wasser an die Pier peitschen und sahen extrem dunkle Wolken aufziehen. Wir hatten noch nicht einmal zu Ende gedacht als sich ein heftiges Gewitter über uns entlud. Ob unser Trip wohl bei jedem Wetter stattfinden wird? Wir wussten, dass wir auf ein Pontoon mitten im Reef fahren würden. Wir wussten, dass wir eine kleine Taschen packen und unser Gepäck im Kofferraum des Mietwagens lassen würden. Wir wussten auch, dass das Pontoon 39 nautische Meilen von der Küste entfernt liegt. Wir wussten allerdings nicht, dass wir 3 Stunden Fahrt vor uns hatten, um zu diesem Pontoon zu kommen. Wir hatten in unserer Vorfreude die nautischen Meilen nie umgerechnet, sonst hätten wir schon vorher gewusst, dass wir 72 km von der Küste entfernt übernachten würden!

Nach dieser stürmischen Nacht war das Meer am nächsten Morgen immer noch sehr aufgewühlt. Die erste Stunde Fahrt verbrachten wir noch im Schutz der Bucht. Man konnte aber bereits erahnen, warum die Crew Mitglieder Spucktüten verteilten. Die ständige Durchsage, dass man Medikamente gegen Übelkeit an Bord kaufen könnte, trug ebenso wenig zum Wohlbefinden bei, wie der Hinweis, dass wir nun die schützende Küste verlassen und aufs offene Meer hinaus fahren würden. Die Wellen klatschten meterhoch an das Boot, der Horizont hüpfte auf und ab…und wir hatten noch 2 Stunden Fahrt vor uns. In einiger Entfernung meinten Mitpassagiere Wale entdeckt zu haben. Die Suche nach den riesigen Meeressäugern ließ einen die Übelkeit für einen kurzen Moment vergessen. Langsam tauchte zur Freude aller (endlich) das Pontoon am Horizont auf.

Sobald der Katamaran an das Pontoon angedockt hatte, war die schwankende Anreise vergessen! Wir schlüpften sofort in die bereitgestellten Neoprenanzüge und sprangen auf direktem Weg ins Wasser, um die traumhafte Unterwasserwelt zu erkunden. In freier Natur zu sehen, was man sonst nur aus Aquarien kennt: diese Farben- und Artenvielfalt ist einfach unbeschreiblich! Die Tagestouristen verabschiedeten sich um 15:00 Uhr wieder und zurück blieben 12 Reef Sleeper. Zugegeben, es war für ein paar Sekunden ein merkwürdiges Gefühl, dem Katamarin hinterher zu schauen und zu wissen, dass man nun mitten im weiten Ozean zurück bleibt. Das Gefühl verschwand jedoch so schnell wie es gekommen war und wich einer großen inneren Ruhe. Wasser soweit das Auge reicht! Wir nutzten die Zeit bis zum Abendessen und erkundeten nochmal das Reef. Nachdem wir das Reef fast für uns alleine hatten, fühlte ich mich ein bisschen wie die Königin der Meere.

In der Zwischenzeit richtete die Crew die Schlafplätze auf dem Oberdeck her. Geschlafen wurde in sogenannten SWAGs. In einem Swag können zwei Personen schlafen, es kann aber natürlich auch als „Einzelzimmer“ gebucht werden. Ein Swag ist ein Schlafzelt in welchem die Matraze bereits integriert ist und es kann von allen vier Seiten geöffnet und belüftet werden. Bettzeug, ein kleines Handtuch sowie eine Mini Taschenlampe wurden bereitgestellt. 

Wir genossen erst noch den unglaublichen Sonnenuntergang bevor wir uns an den gedeckten Tisch setzen. Unseren Hauptgang mussten wir bereits Wochen vor der Abreise auswählen, die Vorspeise und Nachspeise gab es als kleines Buffet. Ein gutes Glas Wein, leckeres Essen, nette Gesellschaft, ein perfekter Start in den Abend! In meiner Vorstellung lag eine ruhige, entspannte Nacht vor uns, auch wenn mich die im Swag bereitgelegten Ohrenstöpsel kurz stutzig gemacht hatten. Wir zogen uns recht bald in unser Swag zurück, erschlagen von den Eindrücken des Tages. An Schlaf war trotzdem lange nicht zu denken. Der Wind peitschte über das offene Meer durch das Pontoon hindurch, Dutzende von Vögeln saßen auf der Reling und spielten ein nächtliches Konzert, es war ein unglaublicher Lärm! Ein Hoch auf die Ohrenstöpsel! Jetzt wussten wir, warum wir diese bekommen hatten.

Geweckt wurden wir von einem atemberaubenden Sonnenaufgang!

Zu sehen, wie auch die Flut langsam zurückgeht, das Reef wieder zu sehen ist, war einfach spektakulär! Gestärkt von einem leckeren Frühstück gingen wir direkt noch einmal ins Wasser. Es war sehr klar, aber etwas kälter als am Tag zuvor. Egal! Wir zogen einfach einen weiteren Neoprenanzug über unseren Neoprenanzug und waren wieder im Wasser bevor die neuen Tagestouristen eintrafen. Um 15:00 Uhr brachen wir wieder auf in Richtung Festland.

Reef Sleep ist eine unglaubliche Erfahrung, die man sich nur sehr schwer vorstellen kann. Man muss es einfach erlebt haben!

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